Chopper (Motorrad)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Chopper war ursprünglich ab etwa 1948 in Kalifornien die Bezeichnung für Motorräder (meist der Marken Harley-Davidson und Indian), die stark modifiziert wurden. Das englische Verb to chop bedeutet „(ab)hacken“. Eine der Quellen dieser Subkultur, die Autor Paul D’Orléans "American Folk Art" nennt, war die "Cutdown-Praxis", mit der alte Motorräder handlicher gemacht und optisch aufgepeppt wurden.[1] "Cutdowns" waren ursprünglich eine Sache individueller Schrauber-Kompetenzen. Die Besitzer machten alte, preiswerte Fahrzeuge zu ansehnlichen, besser manövrierbaren Unikaten.[2]
Klassischer Chopper
Harley-Davidson „Captain America“ (Nachbau von 1987) |
Spätestens seit dem Film „Easy Rider“ aus dem Jahre 1969 werden Motorräder im Allgemeinen dann als Chopper bezeichnet, wenn sie mit einer langen, vergleichsweise flach angestellten Vorderradgabel ausgestattet sind. Auch dieses Designmerkmal war ursprünglich an Rennmaschinen angelehnt - in diesem Fall an Drag Bikes, bei denen mittels langen Radstandes und großen Nachlaufs ein stabileres Geradeauslaufverhalten bei hohen Geschwindigkeiten erreicht werden soll. Da bei solchen Drag Races keine Kurven gefahren werden, fiel die damit einhergehende Unhandlichkeit der Sportmotorräder nicht weiter ins Gewicht. Beim Chopper dagegen wird dieses mangelhafte Fahrverhalten zu Gunsten des erwünschten Aussehens in Kauf genommen.
Zu den weiteren klassischen Chopper-Stilmerkmalen zählen hohe Lenker („Buckhorn“, „Apehanger“) sowie vorverlegte Fußrastenanlagen. Auch diese Merkmale verschlechtern das Fahrverhalten und die Beherrschbarkeit, trotzdem sind solche Umbauten sehr häufig anzutreffen.
Eine andere Stilrichtung nennt sich Drag Styler, Digger oder Low Rider. Das Ziel hierbei ist ein möglichst flacher, lang gestreckter Look („long 'n low“) in noch stärkerer Anlehnung an das Aussehen von Drag Bikes. Entsprechend kommen hier statt hohen Lenkern flache Drag Bars zum Einsatz, oft auf nach hinten gezogenen Lenkerklemmböcken (Riser).
X-Rod: Low Rider im Drag Bike-Stil |
Von einem Schwedenchopper spricht man bei bestimmten radikal-puristischen Umbauten. In diesem Genre wird gern auf Anbauteile wie Scheinwerfer, Tachometer oder Vorderradbremsen verzichtet oder alternativ wenigstens die zugehörigen Kabel, Wellen und Leitungen innerhalb des Lenkers oder Rahmens verlegt, um den schnörkellosen Anblick derjenigen Teile, die tatsächlich eine zum Fahren unentbehrliche Funktion besitzen, möglichst wenig zu beeinträchtigen. Die Zulassung solcher Fahrzeuge zum öffentlichen Straßenverkehr wirft in Deutschland erhebliche Probleme auf.
Auch wenn manche Fans heute die Annahme bevorzugen, daß „richtige Chopper“ nur auf Harley oder Indian basieren können, waren schon beim Entstehen dieser Subkultur in Amerika genauso europäische und japanische Motorräder mit im Spiel.
Ariel Square Four in schwerem Chrom
In BSA, Triumph oder Norton fanden versierte Schrauber solide Ausgangspunkte zur Modifikation. Yamaha und Honda bewährten sich ebenso wie letztlich alles, was sich günstig kaufen und interessant umgestalten ließ. Gegenüber den teuren Hochglanzprodukten gehen manche Enthusiasten auch back to the roots und bauen Chopper, die sich ein Durchschnittsverdiener leisten kann. Da ist dann das Triebwerk vielleicht noch ein britischer Klassiker oder etwas Preiswertes aus Japan, aus Deutschland.
Factory Custom: Chopper ab Werk
Die Firma Harley-Davidson lehnte zunächst derlei radikale Umbauten ab - nicht zuletzt weil diese Motorradgattung mit kriminellen und gewaltbereiten Rockergangs wie den Hells Angels in Verbindung gebracht wurde. Als das Chopper-Design bald darauf im Geschmack der Massen aufging und die Nachfrage stieg, begann jedoch auch Harley-Davidson, Chopper-Stilmerkmale in einige Serienmodelle einfließen zu lassen. Ab 1984 imitierte man mit der Softail -Hinterradfederung das Aussehen eines ungefederten Starrrahmens, und ab 1988 bot man gar die seit 1948 durch die Teleskopgabel abgelöste sogenannte Springergabel, eine Vorderradführung mit geschobener Kurzschwinge, wieder an.
Der in diesem Zusammenhang von Harley-Davidson geprägte Begriff des „Factory Custom“ stellte im Grunde einen Widerspruch in sich dar. Neben dem angestrebten Design war das ursprüngliche Chopper-Konzept ja auch wesentlich von dem Gedanken geprägt, das einheitliche Aussehen eines Großserienmodells zu verändern und so das eigene Motorrad individuell zu gestalten.
Literatur
- Enzyklopädie des Motorrads. Marken, Modelle, Technik, Bechtermünz Verlag 1996, ISBN 3-86047-142-2
- Paul D’Orléans: Der Chopper. Die wahre Geschichte. Die Gestalten Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-89955-531-8.
- Hugo Wilson: Motorräder. Über 300 Klassiker, Coventgarden 2001, ISBN 978-38310-9051-8.
Weblinks
Commons: Chopper – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Chopper – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
- Amerikanische Klassifizierung: Old School Chopper Profiles
- Die Langgabel-Fraktion der Profis: Die AME-Story
- Frühe Fertigprodukte: Fantic Chopper auf Facebook
- Österreichische Rotblech-Chopper: Puch MC 50
Einzelnachweise
- Paul D’Orléans: Der Chopper. Die wahre Geschichte. Die Gestalten Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-89955-531-8.
- So what is a cutdown? (Abgefragt am 22. November 2014)
- Polster, Bernd; Elsner, Tim: Designlexikon USA, Köln, 2002, ISBN 3-8321-5622-4
- Enzyklopädie des Motorrads. Marken, Modelle, Technik. Bechtermünz Verlag 1996, ISBN 3-86047-142-2
- Hugo Wilson: Motorräder. Über 300 Klassiker, Coventgarden 2001, ISBN 978-38310-9051-8. Seite 120
- Motorrad Katalog 1991, 22. Ausgabe Jahrgang 1991, Motor Presse Verlag, Stuttgart
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Chopper_(Motorrad)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen